Zweite Plenarversammlung der AGCK Schweiz 2022

National
Gruppenbild von und mit Christoph Knoch

Die zweite Plenarversammlung der AGCK Schweiz im Jahr 2022 fand am 9. November in Zürich-Wiedikon in Räumen der serbisch-orthodoxen Gemeinde der «Heiligen Dreifaltigkeit» statt. Die statutarischen Geschäfte waren an der 1. Versammlung im Juni behandelt worden, so blieb genügend Zeit für den thematischen Austausch. Der Priester der Kirchgemeinde – Branimir Petković – empfing die Plenarversammlung der AGCK.CH sehr gastfreundlich mit einem gesungenen Gebet in orthodoxer Tradition. Das Mittagsmenü – am Mittwoch, dem Fastentag der Orthodoxen – mit Fisch wurde von allen sehr geschätzt.

Global Christian Forum
Vor dem Mittagessen erläuterte die mennonitische Pfarrerin Anne-Cathy Graber aus Paris Geschichte und Gestalt des «Global Christian Forum». Die Delegierten hatten an der Versammlung im Juni beschlossen, dass nach Leysin in der Westschweiz im Oktober 2021 auch in der Deutschschweiz ein «Christliches Forum» ins Auge gefasst werden soll und Anne-Cathy Graber eine entsprechende Einführung geben soll. Die  Professorin für ökumenische Theologie am Centre Sèvres (Jesuitenhochschule) in Paris, Mitglied der Kommission Glaube & Kirchenverfassung und der Groupe des Dombes wurde als Mitglied des Exekutivkomitees des «Global Christian Forum» (GCF) eingeladen, um Fragen rund um das GCF zu beantworten.

Im Jahr 1998 hat der Ökumenischen Rat der Kirchen das Format des «Global Christian Forum» (GCF) initiierte, nicht als weitere Institution, sondern als «Raum für den Dialog, der einem breiten Spektrum von Kirchen und kirchlichen Organisationen offensteht, die den dreieinigen Gott bekennen». «Wer fehlt am Tisch der ökumenischen Begegnung?» ist die zentrale Frage und bleibt die Herausforderung der ökumenischen Bewegung.

«Wir sind weit hinter dem zurück, was wir in der Ökumene erreichen könnten.»
Anne-Cathy Graber

Das Ziel eines dreitägigen Forums ist, den gegenseitigen Respekt zu fördern und gemeinsame Herausforderungen miteinander zu betrachten. Das GCF folgt der Methodik der «Pilgerreise des Glaubens» (= «Pilgrimage of Faith») und will zum Nachdenken über den je eigenen Weg mit Gott anregen, indem es ermöglicht, in einem sicheren und respektvollen Raum mit den anderen Teilnehmenden die eigene persönliche Erfahrung des Glaubens an Christus zu teilen (ich-Zeugnis) und in einem zweiten Schritt zu untersuchen, wie die eigene Kirche auf Christi Ruf antwortet (als «wir»). Diese Methode des Austauschs ermöglicht, im doppelten Sinne des Wortes «reconnaissance» (= Anerkennung UND Dankbarkeit) zu suchen und zu erfahren. «Es ist bekannt, dass die gegenseitige Anerkennung ein heikles und schmerzhaftes ökumenisches Thema ist», erinnert Anne-Cathy Graber. «Die Geschwisterlichkeit, die während eines GCF entsteht, ruft dazu auf, sich lokal auszudrücken, also entsprechend den Bedürfnissen und Realitäten der Ortskirchen», schliesst sie. So führt der Weg vom globalen Denken zu lokalem Handeln. Die Dynamik des Forums ist die Frucht derer, die daran teilnehmen!

Die Bibel im ökumenischen Kontext
Der Nachmittag war dem gemeinsamen Nachdenken «round the table» über die Bibellektüre im ökumenischen Kontext gewidmet. Für alle ist die Autorität der Heiligen Schrift unbestritten, doch jede Kirchenfamilie, jede Christin und jeder Christ liest die Bibel in ihrer oder seiner (Lese-)Tradition. Das Lesen der Bibel ist vielfach kirchlicher Tradition verhaftet, doch sollte die Schrift Christinnen und Christen aus diesem Trott heraus zu einer «Umkehr» führen, die individuelle Bilder, die Art, den Glauben zu leben und in der Welt für ihn einzustehen neue (gemeinsame? ökumenische?) Perspektiven schaffen. Es bleibt die Frage: Ist die Bibel der Kitt, der christliche Einheit schafft, oder ist die Bibel der Ort, an dem Widersprüche zutage treten?

Stabübergabe
Milan Kostrešević hat in «seiner» serbischen Kirche die letzte Versammlung seiner Amtszeit als Präsident geleitet. Ende Jahr übergibt er den Stab an Abbé Pierre-Yves Maillard, der die AGCK.CH 2023/24 im Namen der Bischofskonferenz präsidieren wird.  Milan wurde für sein Engagement gedankt und als Präsident von den Delegierten verabschiedet. Als Vertreter der serbisch-orthodoxen Kirche bliebt er aber Teil des Präsidiums.

Global Christian Forum

Anne-Cathy Graber | © Christoph Knoch
Dr. theol. Milan Kostresevic, Präsident 2021/22
© Christoph Knoch
Abbé Pierre-Yves Maillard, Präsident 2023/24
© Christoph Knoch
Christus Pantokrator in der serbisch-orthodoxen Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit in Zürich | © Christoph Knoch