Zentralausschuss des ÖRK zum Ukraine-Krieg:
«Krieg ist unvereinbar mit der Natur und dem Willen Gottes für die Menschheit»

International
© WCC – Ein Plenartreffen

Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen ÖRK, tagte vom 15. bis 18. Juni in Genf zum letzten Mal vor der Vollversammlung in Karlsruhe. In einem Statement, das mit Zustimmung der Delegierten der Russisch-Orthodoxen Kirche verabschiedet wurde, spricht der Zentralausschuss eine klare Sprache der Verurteilung der Legitimation des Krieges in der Ukraine einerseits und des Willens, die Parteien an den Tisch zu bringen andererseits.

Die Diskussion fand in einer angespannten, fokussierten, aber auch respektvollen Atmosphäre statt, kommentiert Pfarrer Serge Fornerod, Delegierter der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS, Mitglied des ÖRK), welcher am Treffen des Zentralausschuss teilnahm (Communiqué der EKS vom 22.6.2022). Serge Fornerod brachte an der Tagung im Auftrag der Synode der EKS einen Antrag ein, der die Prüfung der Suspendierung der Russisch-Orthodoxen Kirche vom ÖRK forderte. Die 120 Delegierten des ÖRK-Zentralausschusses haben zugestimmt, das Thema auf die Tagungsordnung zu setzen. Schliesslich haben sie sich einstimmig dagegen entschieden, ein Verfahren zur Suspendierung der Russisch-Orthodoxen Kirche einzuleiten.

Der ÖRK zeichnet sich seit jeher dadurch aus, dass er Brücken zwischen seinen Mitgliedern bauen will, damit diese in einem Klima des Vertrauens arbeiten können.

Der Zentralausschuss nahm auch den Antrag der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche auf Mitgliedschaft im ÖRK an und lud Vertreter ukrainischer Kirchen zur Teilnahme an der Vollversammlung in Karlsruhe ein. Zeitgleich äusserte er seinen Willen, christlich begründete Nationalismen einer kritischen theologischen Prüfung unterziehen zu wollen. Der geschäftsführende Generalsekretär plant eine «Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens» nach Kiew und Moskau, um mit den Kirchenführungen an beiden Orten zutreffen, und zu erkennen, was zum Frieden dient und was erforderlich ist, um ihre Regierungen zu einem sofortigen Waffenstillstand und zu Friedensverhandlungen zu veranlassen.

Der Zentralausschuss des ÖRK (Auszug des Statements):

verurteilt den illegalen und nicht zu rechtfertigen Krieg, der dem Volk und dem souveränen Staat der Ukraine zugefügt wurde;

erklärt, dass Krieg mit all seinem Morden und allen anderen furchtbaren Folgen, die er mit sich bringt, nicht mit Gottes Natur und seinem Willen Gottes für die Menschheit vereinbar ist; Krieg verstösst gegen die grundlegenden christlichen und ökumenischen Prinzipien;

verurteilt jeden Missbrauch der religiösen Sprache und religiéser Autorität zur Rechtfertigung dieser bewaffneter Aggression;

wiederholt den Appell der weltweiten Gemeinschaft von Kirchen, die sich im ÖRK zusammengeschlossen haben, zu einem sofortigen Ende dieses tragischen Krieges, zu einem sofortigen Waffenstillstand, um das Sterben und die Zerstörung zu stoppen, und zu Dialog und Verhandlungen, um einen nachhaltigen Frieden zu erreichern;

appelliert nachdrücklich an alle Konfliktbeteiligten, die Grundsätze des internationalen Völkerrechts zu respektieren, insbesondere im Hinblick auf den Schutz der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur, und fordert von beiden Seiten den Austausch von Kriegsgefengenen und der Leichnahme der Gefallenen;

bekräftigt den Auftrag und die besondere Rolle des Ökumenischen Rates der Kirchen, seine  Mitgliedskirchen in der Region zu begeliten und eine Plattform und ein sicherer Raum für Begegnung und Dialog zu sein; er ruft die Mitgliedkirchen der ökumenischen Gemeinschaft in Russland und der Ukraine nachdrücklich auf, diese Plattform zu nutzen;

lobt die Ortskirchen, kirchlichen Dienste und Werke und alle humanitären Hilfsorganisationen, die Menschen aufnehmen und versorgen, die vor dem Krieg geflüchtet sind;

betet für alle Opfer dieses Konflikts in der Ukraine, und anderswo, dass ihr Leid ein Ende haben möge;

fordert seine christlichen Brüder und Schwestern der russischen und ukrainischen Kirche auf, ihre Stimme zu erheben und die Tötungen, Zerstörungen, Vertreibungen und Enteignungen der Menschen in der Ukraine und ihrer christlichen Brüdern und Schwestern zu verurteilen.

Ganzer Text (Deutsch)
Statement (English)