Der (arbeits)freie Sonntag feiert Geburtstag…
… und zwar einen sehr hohen: Seit 1’700 Jahre gilt in unserem Breitengrad der Sonntag als gesetzlich geschützter Ruhetag. Am 3. März des Jahres 321 erklärte der römische Kaiser Konstantin: «Alle Richter, Stadtleute und Gewerbetreibenden sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen!» Das Römische Reich ist schon sehr lange zerfallen, der arbeitsfreie Sonntag blieb, obwohl er immer wieder in Frage gestellt wird. Auch aktuell!
Der freie Sonntag behauptete sich bis heute in Europa und weiten Teilen der Erde als wichtige Säule des gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens. Seit Jahrzenten drängen aber Politikerinnen und Politiker und Wirtschaftsleute darauf, den Sonntag zum Werktag zu machen. Auch die Coronakrise wird zum Anlass genommen, die Abschwächung oder gar Abschaffung des Sonntagsschutzes im Handel und in anderen Branchen zu fordern, und das mit widersprüchlichen Argumenten: um den Einkaufstourismus zu bekämpfen, oder bei der ersten Corona-Welle um, weniger Leute in den Geschäften zu haben oder heute, um mehr Leute in die Geschäfte zu locken, um die von der Krise geplagten Läden zu «helfen».
Eine Allianz für den Sonntag
Im Juni 2012 konstituierte sich in der Schweiz die «Sonntagsallianz», eine breite Koalition von Kirchen und kirchlichen Vereinen (auch die AGCK.CH), Frauenorganisationen, Parteien und der schweizerischen Fachgesellschaft für Arbeitsmedizin. In der Gründungserklärung steht:
Arbeitsfreie Sonn- und Feiertage sind ein hohes Gut. Sie sind Tage der Ruhe, der Gemeinschaft, der Freiheit und der Familie. Am Sonntag gilt die Musse, nicht das Muss.
Der Sonntag ist ein Tag der Befreiung aus den Zwängen des Alltags. Die Sonntagsarbeit soll auf das für die Gesellschaft notwendige Minimum begrenzt bleiben! Auch nach 1’700 Jahren!
Den «Geburtstag des freien Sonntags» zu feiern ist eine Initiative der Koalition «Allianz für den freien Sonntag» aus Deutschland.