Mar Thoma und Altkatholiken feiern in Bern
Eine ermutigende Begegnung
Ich hatte das Privileg, einer Delegation der altkatholischen Kirchen der Utrechter Union anzugehören, die eine Delegation der Malankara Mar Thoma Syrian Church of India empfing, um die Vereinbarung von Thiruvalla zu feiern, mit der unsere Kirchengemeinschaft im Februar 2024 erklärt wurde, nachdem beide Kirchen die Ergebnisse des achtjährigen Dialogs erhalten hatten. Diese Feierlichkeiten fanden in der Schweiz in Bern statt. Wir wurden von vier indischen Bischöfen besucht: Dr. Joseph Mar Barnabas und Dr. Euyakim Mar Coorilos, die Suffragan-Metropoliten, Bischof Dr. Isaac Mar Philoxenos, der für die ökumenischen Beziehungen seiner Kirche zuständig ist, und Bischof Dr. Joseph Mar Ivanios, ein ehemaliger Doktorand an unserem theologischen Institut, sowie Pfarrer Abey T. Mammen, der „Sahba-Sekretär“, der Stabschef in der Kirchenzentrale. Und auch fünf altkatholische Bischöfe waren bei den Feierlichkeiten anwesend.
Die Feierlichkeiten begannen mit einem gemeinsamen Gottesdienst der Altkatholischen Kirche und der Malankara Mar Thoma Syrian Church of India, der von Bischof Dr. Joseph Mar Barnabas in der Altkatholischen Kirche St. Peter und Paul in Bern zelebriert wurde und zu dem ich als altkatholische Priesterin eingeladen war. Wir feierten die Eucharistie nach der alten Liturgie, die dem heiligen Jakobus, dem Bruder von Jesus, zugeschrieben wird. Dieser Gottesdienst war für mich ein starkes Zeichen unserer kirchlichen Gemeinschaft und ich war berührt von den Lobgesängen in der lokalen indischen Sprache Malayalam. Auch wenn ich die Sprache nicht verstand, spürte ich die Gegenwart Christi und den Heiligen Geist, der unter uns wirkte. Der Moment des Kommunionempfangs zusammen mit den Geistlichen der Mar Thoma Kirche war unvergesslich. Diese Anerkennung meines Priestertums in einer Kirche, die selbst keine Frauen ordiniert, war etwas ganz Besonderes und berührte mein Herz.
Am nächsten Tag folgte ein Besuch beim Ökumenischen Rat der Kirchen. Wir wurden von Pfarrer Dr. Benjamin Simon im Ökumenischen Institut Bossey empfangen. Nach einem kurzen Besuch in der Kapelle hatten wir ein sehr ermutigendes Gespräch mit dem Generalsekretär des ÖRK, Pfarrer Prof. Dr. Jerry Pillay, und weiteren Mitarbeitern des Instituts. Es war für mich sehr aufschlussreich, die Beziehungen zwischen unseren beiden Kirchen aus einer ökumenischen Perspektive zu betrachten. So hat es mich berührt, dass das Zusammenkommen unserer beiden Kirchen vom ÖRK als ein Zeugnis für die Einheit der Kirchen gesehen wird, das mit seinem Licht in die Welt strahlt. Und ich war bewegt von der Zusicherung, dass der ÖRK den Weg unserer beiden Kirchen in Zukunft weiterhin unterstützen wird. Mit diesem Weg wird sich eine Arbeitsgruppe befassen, die im Festgottesdienst am Sonntag beauftragt wurde. Nach einem guten Mittagessen hatten wir am Nachmittag die Gelegenheit, die neuen Räume des ÖRK zu besichtigen und weitere Mitarbeiter kennenzulernen. Besonders in Erinnerung bleibt mir ein Gespräch mit Pfrn. Dr. Kuzipa Nalwamba, die sich über die Gelegenheit freute, mit einer anderen Pfarrerin zu sprechen.
Am Freitagmorgen besuchten wir mit den indischen Bischöfen das Haus der Religionen in Bern, das 2014 eröffnet wurde. Zu erfahren, welche Nöte und Schwierigkeiten, aber auch welche Bereicherung die verschiedenen Religionen erleben, die sich ein Haus teilen und dadurch sehr eng zusammenleben, hat mir die Augen geöffnet und meine Perspektive erweitert. Es hat mich ermutigt, den interreligiösen Dialog mehr in mein Leben einzubeziehen.
Der Samstag war einem akademischen Kolloquium mit dem Titel „Committed to Communion“ an der Universität Bern gewidmet, das die Beziehung zwischen unseren beiden Kirchen aus der Perspektive von AltkatholikInnen, Mar Thoma Vertretern und externen ExpertInnen beleuchtete. Ich konnte nur am Vormittag teilnehmen. Aber der einleitende Vortrag von Bischof Dr. Mar Ivanios hat mir gezeigt, unter welchen Herausforderungen Christen heute in Indien leiden und wie wichtig es für mich und uns als Kirche ist, solidarisch für sie einzustehen.
Die Feierlichkeiten endeten mit einem Festgottesdienst zur Feier der Kirchengemeinschaft zwischen unseren beiden Kirchen. Ich war berührt von dem gemeinsamen Charakter der Eucharistiefeier, die der Schweizer Bischof Frank Bangerter zelebrierte. So wurden die Lesungen in vier Sprachen gehalten: Deutsch, Französisch, Malayalam und Englisch. Die Fürbitten wurden gemeinsam von Mitgliedern beider Kirchen vorgetragen. All dies gipfelte für mich in der heiligen Kommunion, die von Paaren ausgeteilt wurde, die immer aus einem altkatholischen und einem Mar-Thoma-Bischof bestanden.
Die Kirchengemeinschaft wurde so für mich sichtbar und lebendig. Es war nicht mehr nur eine Vereinbarung, sondern eine transformierende Erfahrung, die mein Engagement für die Kirchen auf der Suche nach Einheit gestärkt hat. Und es hat mich auch herausgefordert, nach Gelegenheiten zu suchen, bei denen ich mich solidarisch für Kirchen in einer Minderheitensituation einsetzen kann.
Text: Pfarrerin Sarah Böhm-Aebersold | Fotos: Christoph Knoch, Bern