«Wir werden neue Beiträge zu theologischen Themen wie Einheit und Mission heute liefern»
Emma Van Dorp, reformierte Theologin aus Genf, ist Mitglied der Kommission für junge Erwachsene in der ökumenischen Bewegung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Sie beantwortet die Fragen des ÖRK zur Einbindung junger Menschen in die Gedenkfeier 2025, darunter 1700 Jahre Nizäa-Konzil.
Sie sind ein junges Mitglied der Arbeitsgruppe Theologie und geistliches Leben. Wie können Ihrer Meinung nach junge Erwachsene die spirituellen und theologischen Gespräche innerhalb der ökumenischen Bewegung in diesem Jahr prägen?
Van Dorp: Für die ökumenische Bewegung ist dies ein ganz besonderes Jahr. Es ist ein Jahr der Feierlichkeiten, denn wir begehen den 1700. Jahrestag des Ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa und das 100. Jubiläum der Weltkonferenz für praktisches Christentum in Stockholm. Bei diesen Veranstaltungen steht die Geschichte der Kirche im Zentrum. Aber warum sollten wir junge Menschen uns mit historischen Fragen befassen? Wir hören oft, dass wir ein Teil der Zukunft sind. Dieses Jahr bietet nun die Gelegenheit zu zeigen, dass wir vor allem ein Teil der Gegenwart sind.
Durch die Teilnahme an diesen Jubiläen auf lokaler und globaler Ebene können junge Menschen die Gespräche mitgestalten. In der Ökumene engagierte junge Erwachsene können zum Beispiel lokale Aktivitäten anbieten, wie eine Konferenz über diese beiden historischen Ereignisse, oder sie können das Glaubensbekenntnis von Nizäa in ihren Liturgien verwenden. Weltweit können sie an den Webinaren des ÖRK, am Ökumenischen Internationalen Tag der Jugend, an der 6. Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung und an zahlreichen anderen Veranstaltungen teilnehmen, um zu zeigen, dass wir jungen Menschen Themen aus der Vergangenheit aufgreifen und für heute relevant machen können.
Welche Rolle können junge Menschen bei den wichtigsten Feierlichkeiten der 6. Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung spielen und wie können sie diese Meilensteine mit ihrer Perspektive bereichern?
Van Dorp: Junge Erwachsene werden in verschiedenen Gruppen an der Konferenz teilnehmen, entweder als Studierende des GETI (Global Ecumenical Theological Institute), als junge Delegierte von Mitgliedskirchen oder als junge Mitglieder der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung. Sie können es kaum erwarten, an der Konferenz teilzunehmen und zu lernen.
Ich bin überzeugt, dass sie auf der bevorstehenden Weltkonferenz eine Schlüsselrolle spielen können. Da wir den Jahrestag eines Ereignisses feiern, das 1700 Jahre zurückliegt, könnte man denken, dass es zu den damaligen theologischen Diskussionen nichts mehr hinzuzufügen gibt. Doch die Anwesenheit junger Menschen während der Konferenz wird das Gegenteil beweisen. Sie werden neue Beiträge zu theologischen Themen wie Einheit und Mission heute liefern.
Die jungen Menschen werden an Podiumsgesprächen, Workshops und Diskussionen teilnehmen und im Moderationsteam mitwirken. Durch ihre aktive Teilnahme werden sie ihr Wissen nutzen, um zu erörtern, inwiefern das Glaubensbekenntnis von Nizäa für die gegenwärtige und zukünftige theologische Forschung relevant ist.
Welche Initiativen oder Aktivitäten plant die Kommission für junge Erwachsene in der ökumenischen Bewegung, um junge Menschen dieses Jahr in die theologische Reflexion und den ökumenischen Dialog einzubinden?
Van Dorp: In diesem Jahr werden die Kommissionsmitglieder bei der Organisation von Online-Workshops helfen, die gemeinsam mit dem Jugendreferat am ökumenischen Internationalen Tag der Jugend geplant sind, und sie werden Blogbeiträge über die gemeinsame Osterfeier schreiben. Bei beiden Initiativen werden die Kommissionsmitglieder mit anderen jungen Menschen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass in der ökumenischen Bewegung eine Vielfalt junger Stimmen gehört wird.
Vor welchen Herausforderungen stehen junge Erwachsene, wenn sie sich in der ökumenischen Arbeit engagieren wollen, und wie können Kirchen und ökumenische Einrichtungen die Führungsrolle junger Menschen besonders in diesem Jahr besser unterstützen und stärken?
Van Dorp: Eine der grössten Herausforderungen in der ökumenischen Arbeit besteht darin, dafür zu sorgen, dass junge Stimmen gehört werden. Auch wir jungen Menschen verfügen über Wissen und Erfahrung im kirchlichen Leben und in der Theologie. Wir sind bestrebt, mit allen Generationen für unsere Mission für die Einheit der Kirche zusammenzuarbeiten.
Das grosse Interesse junger Menschen, sich für die ökumenische Arbeit zu engagieren, ist motivierend. Um ihr Engagement weiterhin zu unterstützen, ermutige ich die Mitgliedskirchen und ökumenischen Einrichtungen, sie als Delegierte für die diesjährigen ökumenischen Veranstaltungen vorzuschlagen und zu empfehlen, sowohl für die Konferenz für Glauben und Kirchenverfassung, als auch für verschiedene lokale ökumenische Zusammenkünfte.
Quelle: ÖRK