Eine überarbeitete Charta Oecumenica für ein Europa im Wandel
Die Charta Oecumenica – ein gemeinsames Dokument der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), das 2001 veröffentlicht wurde – hatte ein einfaches Ziel: die Pflege und Entwicklung der Geschwisterlichkeit zwischen den Kirchen des europäischen Kontinents. Die Charta ist sozusagen das Gründungsdokument der Ökumene in Europa. Und sie hat vor Ort etwas bewirkt, erklärt die Theologin Lea Schlenker: «Die Charta hat die Beziehungen erheblich verändert und neue Vereinbarungen zwischen den Kirchen ermöglicht. In einigen Regionen hat sie sogar zur gegenseitigen Taufanerkennung beigetragen.»
Mehr als zwanzig Jahre nach der Unterzeichnung der Charta haben sich die KEK und das CCEE gefragt, inwiefern dieses Dokument in einer Welt, die sich stark verändert hat, noch relevant ist. Die beiden Institutionen haben daraufhin beschlossen, dass es an der Zeit ist, die Charta zu aktualisieren, damit sie der Ökumene und den Bedürfnissen der heutigen Welt besser Rechnung trägt. Lea Schlenker war im Namen der KEK Co-Leiterin der zu diesem Zweck eingerichtete Arbeitsgruppe. Weiterlesen
Eine sich weiterentwickelnde Charta
Die «neue Charta» ist weiterhin in Artikel unterteilt, die zu Verpflichtungen der Kirchen führen. «Sie formuliert sehr praktische und nützliche Empfehlungen für ökumenische Gespräche und Zusammenarbeit und soll Werkzeug und Ressource sein.»
Die wichtigsten Änderungen sind diejenigen, die Themen hervorheben und verstärken, die bereits im Originaldokument implizit enthalten sind: «Frieden und Versöhnung wurden erwähnt, aber wir haben beschlossen, sie noch stärker in den Vordergrund zu rücken, weshalb wir dem Artikel über Frieden und Versöhnung ein weiteres Kapitel hinzugefügt haben», sagte Frau Schlenker. «In der aktualisierten Version wird auch das Thema Migranten und Flüchtlinge ausführlicher behandelt. Ausserdem wurden zwei neue Abschnitte hinzugefügt, einer über die Jugend und einer über neue Technologien.»
Wie es weiter geht
Die aktualisierte Version der Charta wird am 27. April 2025 veröffentlicht, nachdem sie von den Präsidenten der beiden beauftragenden Institutionen bei einer Feier in Vilnius unterzeichnet wurde. Dann muss der Text noch in die verschiedenen europäischen Sprachen übersetzt werden.
Ein intensiver und sehr inspirierender Weg
Der erste Entwurf der überarbeiteten Charta wurde im März 2024 veröffentlicht und eine Vernehmlassung bei den Kirchen, den Räten der Kirchen (National Councils of Churches) und allen interessierten Personen eingeleitet. Der Redaktionsausschuss, der sich aus drei Mitgliedern jeder Organisation und Fachleute in beratender Funktion zusammensetzte, erhielt über 450 Seiten Antworten von mehr als 70 Kirchen und religiösen Organisationen aus ganz Europa. Lea Schlenker: «Das haben wir nicht erwartet und es war sehr ermutigend. Ausserdem waren diese Antworten wirklich konstruktiv und sehr klar, sodass sie das endgültige Dokument maßgeblich beeinflusst haben.»
Rezeption in allen europäischen Ländern
Nach der Unterzeichnung des Dokuments durch die Präsidenten der KEK und des CCEE im April tritt der Revisionsprozess in einen sogenannten «Rezeptionprozess» ein. Im weiteren Rahmen der Aktualisierung «ist die Revision eher ein Semikolon als ein Schlusspunkt», erklärte Lea Schlenker. Jetzt komme es darauf an, wie die Kirchen die Charta rezipieren. Wir sind gespannt, wie sie sich diese aneignen werden.»
Kommentar
Die Charta zu revidieren war ein gemeinsamer Prozess. Das Ergebnis ist das Ergebnis dieses Prozesses in sehr unterschiedlichen kirchlichen, ökumenischen und gesellschaftlichen Kontexten in den Ländern Europas. Jede und jeder wird Elemente finden, die ihm oder ihr besser erscheinen als zuvor oder besser an den aktuellen Kontext angepasst sind, und andere, die ihm oder ihr nicht gefallen. Die Charta richtet sich an einen ganzen Kontinent!